Immer wieder wird es dir passieren, dass dein Kite aufs Wasser fällt und du ihn wieder in die Luft bekommen musst. Das starten des Kites aus dem Wasser nennt man „Relaunch“. Zum Glück ist das mit modernen Kites mittlerweile in den meisten Bedingungen relativ einfach – vorausgesetzt du kennst die richtige Technik für den so genannten Kite-Relaunch 😉 Etwas schwieriger kann es schon werden, wenn der Wind nachlässt. Aber auch dafür gibt es einige Tipps von uns, wie du deinen Kite trotzdem aus dem Wasser starten kannst. Mit unserer langjährigen Schulungserfahrung wollen wir die wichtigsten Techniken für einen erfolgreichen Kite-Relaunch in diesem Blogbeitrag kurz und bündig erklären. Denn schließlich möchtest du ja die maximale Zeit aus jeder Kitesession rausholen und keine Zeit mit einem Kite vergeuden, der einfach nicht mehr hoch will.
Der Relaunch für Kitesurfer einfach erklärt
Schritt 1 – Bar loslassen und Leinen ausdrehen
Eine der wichtigsten Regeln, um deinen Kite erfolgreich zu relaunchen ist, dass du die Bar unbedingt loslässt und keinesfalls zu deinem Körper ziehst. Wenn die Bar angezogen ist, verkürzt du dadurch die Steuerleinen und der Kite kann nur schwer wieder aus dem Wasser gestartet werden. Gerade bei wenig Wind, kippt der Kite dadurch oft um, anstatt aufzusteigen. Besonders als Anfänger empfehlen wir dir, die Bar bewusst soweit wie möglich von deinem Körper wegzuschieben und loszulassen. Damit vermeidest du diesen häufigen Fehler. Sobald du die Bar losgelassen hast, solltest du die Leinen gegebenenfalls ausdrehen, falls notwendig. Die Leinen dürfen keinesfalls verdreht sein, wenn du deinen Kite relaunchen willst und die Signalfarbe muss auf der richtigen Seite sein (meistens ist dabei die rote Seite der Bar links).
Kiteriders Tipp: Wenn du dir am Anfang nicht merken kannst auf welche Seite die Signalfarbe gehört, haben wir eine einfache Eselsbrücke für dich parat 😉: Das Herz liegt auf der linken Seite und versorgt den Körper mit Blut, das ja bekanntlich rot ist. Da die Signalfarbe der Bar beim Kitesurfen meistens ebenfalls rot ist und nach links gehört, kannst du dir damit recht einfach merken, wo sie hingehört. Alternativ kannst du dir auch merken, dass die politischen Parteien im linken Spektrum wie Sozialdemokraten oft mit der Farbe rot assoziiert werden, genauso wie die rote Seite der Bar links sein sollte.
Schritt 2 – Dein Kite muss für einen erfolgreichen Relaunch auf der Fronttube liegen
Um deinen Kite beim Kitesurfen relaunchen zu können, muss der Kite auf der Fronttube auf dem Wasser liegen. Das bedeutet, dass dein Kite auf der aufgeblasenen Tube schwimmt und die Tipps (das sind die Enden des Kites, wo die Steuerleinen angeknüpft sind) nach oben und weg vom Wasser zeigen. Auf dieses Weise kannst du deinen Kite mit der klassischen Technik starten. Sollte dein Kite verkehrt rum liegen, also mit den Tipps nach unten, musst du den Kite erst wenden. Das funktioniert am besten indem du an den mittleren Leinen mit einer pumpenden Bewegung ziehst. Du wirst sehen, dass der Kite dadurch leicht abhebt und im Idealfall schon nach wenigen Versuchen umkippt auf die Fronttube, also die Position, in der wir den Kite für den Relaunch haben möchten. Achte dabei wieder darauf, dass die Leinen gespannt sind und die Bar ganz nach vorne geschoben ist (weg von deinem Körper).
Der Vollständigkeit halber sollte auch erwähnt werden, dass es auch eine Technik gibt, mit der du den Kite auch starten kannst, wenn er verkehrt herum, also nicht auf der Fronttube liegt. Diese Technik, die oft auch als „Russenstart“ bezeichnet wird, erläutern wir hier aber bewusst nicht im Detail. Wir raten insbesondere Anfängern von dieser Technik ab, da der Kite dabei direkt durch die Powerzone gestartet wird und damit extrem viel Druck entwickeln kann. Für erfahrene Kiter, kann diese Technik aber dennoch gerade bei Leichtwind hilfreich sein, sollte aber bei den ersten Versuchen unbedingt an einem sicheren Spot ohne Hindernisse im Lee und im Idealfall unter Aufsicht geübt werden.
Schritt 3 – vorsichtiges Ziehen an der Steuerleine
Wenn der Kite in der richtigen Position liegt, beginnst du vorsichtig an einer der beiden Steuerleinen zu ziehen.
Welche Leine du wählst, kannst du dir aussuchen bzw. je nach Platzverhältnissen am Spot entscheiden. In manchen Fällen erleichtert aber eine bestimmte Richtung den Relaunch enorm. So geht der Relaunch bei Wellen oder Strömungen leichter in die Wellen- oder Strömungsrichtung, da du dadurch nicht die Leinenspannung verlierst. Wie wir aus Schritt 2 wissen, ist eine ausreichende Leinenspannung Voraussetzung für einen erfolgreichen Start des Kites aus dem Wasser.
Kiteriders Tipp: Versuche beim Relaunch besonders bei wenig Wind einen weiten Leinenweg zu erreichen indem du die Leine in Richtung der gegenüberliegenden Hüfte ziehst und nicht zur Schulter. Wenn du nach links relaunchst, bedeutet das, dass du die linke Leine mit der rechten Hand greifst und zu deiner rechten Hüfte ziehst. Damit verstärkst du den Zugeffekt und hast auch bei schwierigen Bedingungen keine Probleme, deinen Kite wieder aus dem Wasser zu bekommen.
Schritt 4 – Kite am Windfensterrand positionieren
Durch das Ziehen an der Steuerleine wandert der Kite am Windfester entlang bis zum Windfensterrand. Achte beim Ziehen der Leinen, dass du nicht zu stark ziehst, denn dann kann dein Kite gerade bei wenig Wind leicht umkippen. Ziehe die Leine nur so weit, dass das Tipp deines Kites senkrecht nach oben gerichtet ist. Beginnt der Kite über diese Position nach hinten umzukippen, dann musst du den Zug an der Steuerleine leicht nachlassen, um das Umkippen zu verhindern.
Wichtig ist auch ein konstanter Zug an der Steuerleine. Die Steuerleine nimmst du am besten am Floater oder leicht darüber, wo die Leine mit der Bar verbunden ist. Viele Hersteller versehen das erste Stück der Leinen nahe an der Bar dafür extra mit einem Plastiküberzug, um ein Einschneiden der Leinen auf deiner Hand zu verhindern.
Wichtig: Greife beim Relaunch deines Kites niemals in die Leinen sondern nur an den Floater oder den gummierten Teil der Leinen. Wickle dabei keinesfalls die Leinen um deinen Finger, Hände oder deinen Arm!
Schritt 5 – Kite aus dem Wasser starten bzw. relaunchen
Wenn der Kite am Windfensterrand angekommen ist, setzt du den Zug an der Leine weiter fort. Achte auch hier darauf, dass du einen konstanten und gefühlvollen Zug auf die Leine ausübst. Ziehst du nämlich zu stark, kippt dein Kite um. Ziehst du zu leicht, steigt der Kite nicht auf. Die entsprechend richtig dosierte Zugkraft ist also ausschlaggebend für einen erfolgreichen Relaunch deines Kites.
Sobald der Kite von der Wasseroberfläche aufsteigt, steuerst du ihn noch etwa 3-4 Meter höher durch dosierten Zug an der Leine und greifst dann mit beiden Händen an die Bar, bringst die Bar an den Druckpunkt und steuerst den Kite wieder in den Zenit auf 12 Uhr. Und damit hast du den Relaunch schon geschafft.
Du siehst, dass der Kite-Relaunch eigentlich ganz einfach ist mit der richtigen Technik und ein bisschen Übung. Hier noch mal die wichtigsten Schritte Punkt für Punkt zusammengefasst:
- Bar loslassen und Leinen sortieren
- Kite liegt auf der Fronttube
- Ziehen der Steuerleine
- Kite an den Windfensterrand bringen
- Starten durch dosierten Zug an der Steuerleine
- Kite an der Steuerleine hochlenken und dann die Bar greifen
Die häufigsten Fehler beim Kite-Relaunch und was du dagegen tun kannst
Fehler 1: Der Kite bewegt sich nicht, obwohl ich die Leine immer weiter zu mir ziehe
Das ist ein relativ häufiger Fehler. Der Kite liegt auf der Wasseroberfläche und bewegt sich scheinbar nicht trotz ausreichend Zugs an der Steuerleine. Unerfahrene Kiter tendieren dabei oft dazu, die Leine immer weiter zu sich zu ziehen, also praktisch die Leine einzuholen. Obwohl das auf den ersten Blick eine logische Reaktion ist, bringt es aber leider nichts. Ganz im Gegenteil, denn damit verkürzt du die gezogene Leine im Verhältnis zu den anderen Leinen, die nicht gezogen werden. Damit verlieren alle anderen Leinen die Spannung und der Relaunch wird damit unmöglich. Sollte der Kite sich nicht an den Windfensterrand bewegen, überprüfe besser noch mal, ob du alle Ratschläge aus Schritt 1-3 richtig umgesetzt hast. Oft hilft es auch gerade bei wenig Wind schon, wenn du die Leine aktiv zu deiner gegenüberliegenden Hüfte ziehst anstatt zur Schulter, wie oben bereits erwähnt.
Fehler 2: Der Kite kippt beim Relaunch immer um, noch bevor er hochsteigt
In diesem Fall ziehst du zu stark bzw. zu lange an der Steuerleine. Wie oben beschrieben, solltest du die Steuerleine beim Relaunch nur so stark ziehen bis der Kite am Windfensterrand senkrecht steht. Ziehst du über den Punkt hinaus, kippt der Kite um. Bringe den Kite wieder in die Startposition (schwimmend auf der Tube) und versuche es noch mal mit etwas weniger aber dosiertem Zug an der Leine.
Fehler 3: Der Kite wandert beim Relaunch zwar zum Windfensterrand, aber steigt dann nicht auf
In diesem Fall ziehst du zu wenig an der Steuerleine. Versuche den Leinenzug weiter zu verstärken indem du zur gegenüberliegenden Hüfte ziehst und nicht zur Schulter. Es kann aber auch daran liegen, dass du gegen eine Welle oder Strömung starten willst und dadurch zu wenig Leinenspannung aufbauen kannst. Versuche in diesem Fall in die andere Richtung zu starten.
Fehler 4: Der Kite steigt zwar auf aber kracht sofort auf der anderen Seite wieder runter
Das passiert, wenn du die Leine nach dem Starten des Kites nicht loslässt sondern weiter stark an der Leine ziehst. Damit gibst du dem Kite einen extremen Lenkimpuls und der Kite schießt förmlich über den Zenit auf die andere Seite. Achte daher darauf, nur sehr dosiert an der Leine weiter zu ziehen, wenn der Kite beginnt aufzusteigen und greife rechtzeitig wieder mit deinen Händen an die Bar, um den Kite kontrolliert in den Zenit zu steuern.