Der Bodydrag ist eine der wichtigsten, vielleicht sogar DIE wichtigste Übung, wenn du Kitesurfen richtig lernen willst. Der Bodydrag hat mit dem eigentlichen Kitesurfen nicht wirklich viel zu tun und macht auch nicht wirklich Spaß, das geben wir zu. Warum solltest du daher viel Zeit und Energie in diese Technik stecken und nicht gleich mit dem Wasserstart und „richtigem“ Kiten beginnen?
Die Antwort ist ganz einfach: Du wirst den Bodydrag immer wieder dringend brauchen! Denn der Bodydrag ist die einzige Möglichkeit, wie du dein Board außerhalb des Stehreviers nach einem Sturz im Wasser wieder erreichst. Außerdem ist der Bodydrag eine wichtige Technik, um bei plötzlicher Flaute oder Boardverlust dennoch sicher zurück an den Strand zu kommen. Allein für deine eigene Sicherheit raten wir dir, den Bodydrag wirklich so lange zu trainieren, bis du ihn bei allen Bedingungen sicher beherrscht. Mit unseren Tipps in diesem Blogbeitrag wirst du sehen, dass der Bodydrag auch keine Hexerei ist und ziemlich schnell zu erlernen ist, wenn man weiß worauf man achten muss. Zusammen mit unseren 10 wichtigsten Tipps für Anfänger, um kitesurfen zu lernen, steht dem Beginn deiner Kitekarriere nichts mehr im Weg.
Ausgangsposition und Vorbereitung für den Bodydrag
Schritt 1 – Orientierung:
Bevor du mit dem Bodydrag beginnst, beginne dich kurz zu orientieren. Das ist insofern wichtig, um heraus zu finden, wo dein Board überhaupt ist. Daneben hilft es dir natürlich auch, Hindernisse oder andere Kiter oder Gefahren rechtzeitig zu erkennen.
Schritt 2 – Kite stabil im Zenit halten:
Zu Beginn des Bodydrags, halte den Kite leicht angepowert (also die Bar leicht an den Druckpunkt gezogen) stabil auf 12 Uhr. Vermeide jedenfalls zu diesem Zeitpunkt seitliche Lenkbewegungen.
Schritt 3 – Körper in die Ausgangsposition bringen
Wenn der Kite stabil af 12 Uhr steht, lehnst du dich langsam nach vorne und kommst in die Ausgangsposition. Die Ausgangsposition ist für alle Formen des Bodydrag beim Kitesurfen dieselbe. Die Beine sollten den Boden nicht mehr berühren und du lässt dich einfach mit dem Oberkörper nach vorne gelehnt unter dem Kite treiben.
Wenn du im stehtiefen Bereich übst, dann knie dich langsam nieder und lehne dich langsam nach vorne. Damit verhinderst du ein Verlenken des Kites.
Upwind-Bodydrag für Kitesurfer ohne Board
Der Upwind-Bodydrag ist die wichtigste Form des Bodydrags. Der Upwind-Bodydrag ist nämlich die einzige Möglichkeit beim Kiten ohne Board gegen den Wind – also Upwind – zu steuern. Die Grundtechnik dahinter ist es, dass dich der Kite gegen die Windrichtung zieht.
Die richtige Körperhaltung
Schritt 1 – Kite seitlich einlenken:
Aus der Grundposition (Kite leicht angepowert auf 12h und leicht nach vorne gelehnt dem Kite nachtreibend) lenkst du den Kite nun langsam auf die Seite etwa auf 1h bzw 11h oder leicht darunter.
Schritt 2 – Hand strecken und Körperspannung aufbauen:
Sobald der Kite stabil an dieser Position steht, nimmst du die Hand in Fahrtrichtung (das ist in dem Fall immer die Hand näher an der Wasseroberfläche, da die Bar in Fahrtrichtung gekippt ist) von der Bar und streckst den Arm leicht in die Windrichtung aus. Der Kite beginnt dich nun langsam in die Richtung deines ausgestreckten Armes zu ziehen.
Schritt 3 – Arm im 45°-Winkel gegen den Wind strecken:
Wichtig ist dabei der Winkel zum Wind. Ein zu flacher Winkel führt zu sehr geringem bis gar keinem Höhegewinn in Windrichtung. Noch schlimmer ist ein zu stark in den Wind gestreckter Arm, da du dann zu wenig Widerstand im Wasser hast, um dich vom Kite gegen den Wind ziehen zu lassen. Die ideale Richtungsposition ist daher nicht zu wenig und nicht zu stark gegen den Wind. Der Kiter im Bild hat die ideale Richtung etwa 45° gegen den Wind eingeschlagen und erreicht somit einen möglichst effizienten Upwind-Bodydrag. Am besten startest du mit einer leichten Upwindorientierung und tastest dich dann langsam an die richtige Position heran.
Kiteriders Tipp: Wenn du schon länger am Bodydrag übst und noch immer keinen Erfolg hast, dann achte darauf, dass deine Hand nicht zu weit in den Wind gestreckt ist und dass du den Kite möglichst stabil fliegst. In fast allen Fällen lässt sich durch diese Kleinigkeit das Problem bereits beheben und der Bodydrag funktioniert.
Schritt 4 – Körper vollständig anspannen und strecken:
Der Körper ist beim Bodydrag immer vollständig gestreckt („Superman“) und von der Fingerspitze bis zur Zehenspitze angespannt, um den Abtrieb im Wasser mit dem Wind möglichst gering zu halten. Im Prinzip übernimmt dein Körper hier die Aufgabe einer Finne bzw. des Schwerts oder Kiels bei einem Segelboot.
Schritt 5 – Körperschwerpunkt ausrichten:
Du liegst dabei leicht nach vorne gebeugt auf der Brust, um ein unabsichtliches Verdrehen der Körperachse im Wasser zu verhindern und einen stabilen Schwerpunkt beizubehalten. Wenn du den Bodydrag richtig machst, spürst du meist eine Strömung auf der Handoberfläche. Das ist eine gute Möglichkeit, um zu überprüfen, ob der Bodydrag funktioniert. Solltest du die Strömung nicht spüren, ist dein Arm meist zu stark oder zu wenig in den Wind gestreckt.
Die richtige Kitesteuerung
Schritt 6 – Kite in die richtige Position bringen:
Genauso wichtig wie die Körperhaltung ist auch die Position deines Kites in der Luft. Ein Kite, der zu nahe am Zenit auf 12h steht, wird keine Zugkraft entwickeln. Ein Kite der zu tief steht, entwickelt stärkeren Querzug in die Windrichtung. Diesen Querzug mit dem Wind wollen wir vermeiden, da es ja gerade unser Ziel ist gegen den Wind zu bodydragen. Die ideale Position des Kites beim Bodydrag ist daher bei 45° oder leicht darüber – also kurz vor 11h bzw kurz nach 1h.
Schritt 7 – Bar richtig greifen:
Die Bar solltest du eher eng greifen, um das Risiko des Verlenkens der Bar zu verringern und eine ideale Körperhaltung im Wasser einnehmen zu können. Mit einem engen Griff der Bar ist gemeint, dass du die Bar eher mittig greifst und nicht zu weit außen am Rand.
Schritt 8 – Kite stabil fliegen ohne Lenkbewegungen:
Ganz wichtig ist es dabei, den Kite stabil zu fliegen, also keine Lenkbewegungen zu machen. Denn jede Lenkbewegung bewegt den Kite stärker in Richtung Powerzone und erzeugt Druck in die Windrichtung. Dadurch zieht dich der Kite automatisch mit dem Wind genau gegen die Richtung, die du eigentlich erreichen willst. Wenn es dir zu Beginn noch schwerfällt, den Kite stabil zu halten und du noch oft unabsichtlich verlenkst, dann übe zuerst nur die stabile Steuerung des Kites ohne Bodydrag.
Schritt 9 – Ausreichend lange Schläge beim Bodydrag machen:
Die Dauer des Bodydrags ist ebenfalls entscheidend. Zu kurze Schläge – also zu kurze Strecken in eine Richtung vor dem Wechsel – sind weniger effektiv, da bei der Wende automatisch wieder Höhe verloren wird. Sehr lange Schläge sind allerdings auch nicht ideal, da du dich gerade beim Bodydrag zum Board oft zu weit vom Board entfernst. Als Faustregel kannst du Anfangs einfach langsam bis zehn zählen und dann den Richtungswechsel einleiten, um ein Gefühl für die optimale Strecke eines effektiven Bodydrags zu bekommen.
Kernpunkte Upwind Bodydrag auf einen Blick
- Arm in Fahrtrichtung austrecken ca 45° gegen den Wind
- Bar eng greifen
- Körperspannung aufbauen
- Kite auf 1h oder 11h fliegen
- Keine ruckartigen Lenkbewegungen
Wann solltest du den Upwind Bodydrag anwenden?
- Bodydrag bei Boardverlust, um dein Board uwpind wieder zu erreichen
- Bodydrag als Rescueoption, wenn der Wind nicht mehr ausreicht, um mit dem Board Höhe zu fahren
- Der Bodydrag eignet sich auch super, um durch eine Brandungswelle zu kommen, wenn du anfänglich Schwierigkeiten dabei hast
- Zu guter Letzt benötigst du den Bodydrag auch in vielen Kiterevieren, wo in Ufernähe kiten verboten ist und du erst mit dem Bodydrag die Kitezone erreichst
Wende und Richtungswechsel
Schritt 1 – Timing:
Ein wesentlicher Bestandteil beim Bodydrag ist auch die Wende. Du musst dabei die Fahrtrichtung ändern und den Kite auf die gegenüberliegende Seite des Windfensters bringen. Hier ist das Timing entscheidend. Eine schnelle Lenkbewegung des Kites erzeugt viel Power und zieht dich stark in den Wind. Du verlierst oft die Höhe gleich wieder, die du durch den Bodydrag gewonnen hast. Wenn du sehr langsam lenkst, treibst du mit dem Wind ebenfalls ab. Die ideale Lenkgeschwindigkeit des Kites ist also langsam genug, dass der Kite keinen Druck entwickelt und trotzdem so schnell wie möglich, um nicht zu viel abzutreiben. Übe am Anfang am besten eher etwas zu langsame Lenkbewegungen, um dich an das Gefühl des Steuerns zu gewöhnen. Taste dich dann Schritt für Schritt an die optimale Lenkbewegung heran. Vermeide jedenfalls ruckartige Lenkbewegungen, die zu viel Druck im Kite erzeugen.
Schritt 2 – richtige Körperhaltung bei der Wende:
Um bei der Wende den Körper in die neue Position zu bringen, empfehlen wir dir während der Wende die Knie an die Brust zu ziehen. Sobald du in die neue Richtung lenkst, streckst du deinen vorderen Arm und den ganzen Körper in die neue Fahrtrichtung. Auf diese Weise vermeidest du, dass sich deine Körperachse während der Wende verdreht.
Upwind-Bodydrag mit Board
Der Upwind Bodydrag mit Board funktioniert prinzipiell genau gleich wie der Upwind-Bodydrag ohne Board. Das Board hilft dir sogar als Unterstützung, weil es dir mehr Stabilität und vor allem eine größere Auftriebsfläche gibt, um dich gegen den Wind ziehen zu lassen.
Für den Upwind Bodydrag mit Board gibt es zwei Techniken, um das Board sicher und stabil zu greifen:
- Variante 1: Du greifst dein Board am Grabhandle. Der Ellbogen liegt dabei unbedingt über der Fussschlaufe. Dadurch bleibt das Board stabil im Wasser und ein Abrutschen oder Abdriften des Boards wird verhindert.
- Variante 2: Du greifst dein Board direkt an der hinteren Fussschlaufe (also an der Schlaufe, die näher zu dir liegt). Diese Variante empfiehlt sich vor allem für Kiter und Kiterinnen mit kürzeren Armen.
In beiden Fällen solltest du jedenfalls das Board leicht nach Luv (gegen die Windrichtung) aufstellen, um das Abtreiben nach Lee (in die Windrichtung) zu verhindern. Das Board gibt dir zusätzliche Stabilität und erleichtert den Bodydrag enorm.
Die Wende funktioniert weitgehend anlog zum Bodydrag ohne Board. Achte darauf, dein Board immer vor dem Körper vorbei in die neue Fahrtrichtung zu bringen. Das verhindert einerseits, dass du dein Board verlierst und verringert andererseits das Verletzungsrisiko, falls das Board durch Wind oder Wellen in deine Richtung geschleudert werden sollte.
Wann solltest du den Upwind-Bodydrag mit Board anwenden?
- Wenn du aufgrund von Flaute, Kiteverbot in Ufernähe oder aus einem anderen Grund den Kite zwar noch fliegen kannst, aber in dem Moment nicht mehr Kiten kannst oder darfst.
- Wenn du eine Brandungswelle durchqueren willst. In diesem Fall stelle aber unbedingt sicher, dass die Bedingungen deinem Können und deinen Fähigkeiten entsprechen. Es sollte auch immer auf das Vorhandensein von Ausstiegsstellen und Rescueservice geachtet werden.
Fotocredits: Duotone Kiteboarding