Du beherrscht bereits den Bodydrag und die Grundtechnik für den Wasserstart? Dann kann es jetzt richtig los gehen. Den ersten großen Schritt in deiner Kitesurfkarriere hast du damit bereits geschafft. Mit ein paar einfachen Tipps wirst du sehen, dass du auch recht schnell lernen wirst mit dem Board sicher über das Wasser zu gleiten und die richtige Fahrtechnik zu lernen. Sobald du das geschafft hast, beherrscht du die Basics des Kitesurfens. Danach stehen dir alle Wege offen. Egal, ob Freestyle, Freeride, Race oder Big Air. Nur du entscheidest, wo deine Grenzen liegen.
Deine ersten Meter auf dem Kiteboard
Du bist an dem Punkt angelangt, wo es richtig los geht. Jetzt geht’s ab aufs Board. Sobald du den Wasserstart beherrscht und aufs Board kommst, kannst du loslegen und deine ersten Meter auf dem Kiteboard fahren. Wir empfehlen dir zu Beginn immer nur kurze Strecken zu fahren (maximal 10 Meter), dann stehen zu bleiben und wieder in die andere Richtung zurück zu fahren. Das hat den Vorteil, dass du den Wasserstart in beide Richtungen übst und dich nicht zu weit von deinem Übungsrevier entfernst, beispielsweise hinaus aufs offene Meer.
Dazu fährst du ein paar Meter und wenn du stehen bleiben willst, lenkst du den Kite einfach auf 12 Uhr in den Zenit, wo der Kite weitgehend drucklos ist und du langsam ins Wasser zurück sinkst. Damit bist du automatisch wieder in der richtigen Position für den Wasserstart. Je sicherer du dich fühlst, umso weitere Strecken kannst du nach und nach zurück legen.
Kiteriders Tipp: Benutze als Anfänger bei deinen ersten Fahrübungen und besonders beim Höhe laufen unbedingt ein ausreichend großes Anfänger-Kitesurfboard. Das Board sollte zu Beginn je nach deiner Größe und deinem Gewicht mindest 145cm lang sein oder im Idealfall sogar noch größer.
Für Kitesurfer gibt es mehrere mögliche Fahrtrichtungen bzw. auch Kurse genannt. Du kannst sowohl mit dem Wind als auch gegen den Wind fahren. Allerdings musst du gegen den Wind aufkreuzen – das nennt man auch „Höhe fahren“, „Höhe laufen“ oder „Going Upwind“. Direkt gegen den Wind kannst du allerdings nicht fahren.
Zu Beginn versuche einfach dem Kite nachzufahren und stabil auf dem Board zu stehen. Du bewegst dich also auf dem Raumwind- oder Amwindkurs (Downwind) und hältst dein Brett relativ flach auf dem Wasser ohne zu stark aufzukanten. Das Gewicht verlagerst du verstärkt auf das hintere Bein und winkelst das hintere Bein leicht an. Das vordere Bein wird kaum belastet und bleibt weitgehend gestreckt. Versuche unbedingt eine Haltung wie beispielsweise beim Snowboarden zu vermeiden, wo beide Knie angewinkelt sind. Der Kiteschirm sollte beim Fahren zwischen 1 Uhr und 2 Uhr bzw. zwischen 10 Uhr und 11 Uhr – also ungefähr auf 45 Grad – stehen.
Richtig Höhe laufen lernen – Beschleunigung und Sinuskurven
Höhe fahren zu lernen ist gerade für Kiteanfänger eine der größten Hürden. Aber, wenn du diesen Schritt geschafft hast, dann bist du ein unabhängiger Kiter. Ab diesem Moment gehören der „Walk of Shame“, wo du zu Fuß zurück zu deinem Startpunkt laufen musst oder dich das Rescueboot abholen muss der Vergangenheit an.
Der Schlüssel zum Erfolg, um als Kitesurfer richtig Höhe laufen oder Höhe fahren zu lernen, ist kontrollierten Druck im Kite zu haben und gleichzeitig die Boardkante durch Verlagerung des Schwerpunktes richtig einzusetzen.
Wenn du losfährst, musst du zuerst unbedingt etwas downwind losfahren, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Erst, wenn du ausreichend Geschwindigkeit und Druck im Kite hast, kannst du ankanten und beginnen upwind Höhe zu fahren.
Wenn du während des losfahrens downwind zu wenig Geschwindikeit aufnimmst, dann kannst du mittels Sinuskurven mehr Druck im Kite erzeugen und damit auch mehr Geschwindigkeit erreichen. Als Sinuskurven wird das Steuern des Kites durch eine Lenkbewegung bezeichnet, die einer Sinuskurve ähnelt. Die Technig des Sinuskurven fliegens ist quasi dein „Gaspedal“ als Kitesurfer. Du lenkst den Kite also von 12 Uhr rasch nach unten und bevor du das Wasser erreichst gleich wieder nach oben in Richtung 12 Uhr. Diese Lenkbewegung wiederholst du solange, bis du ausreichend Geschwindigkeit erreicht hast, um anzukanten.
Setze die Sinuskurven aber nur solange ein, bis du ausreichend Geschwindigkeit hast und beginnst anzukunanten. Sobald du ankantest und Höhe fährst sind Sinuskurven kontraproduktiv, da sie dich nach Lee, also mit dem Wind, downwind ziehen würden. Wir wollen ja genau das Gegenteil beim Höhe fahren erreichen, also gegen den Wind aufkreuzen.
Kiteriders Tipp: Sinuskurven sind umso effektiver, je schneller sich der Kite bewegt. Eine besonders effektive Lenkbewegung errreichts du, wenn du die Bar anziehst, während du nach unten lenkst und die Bar etwas von dir wegschiebst bei der Aufwärtslenkbewegung.
Die richtige Körperhaltung und Fahrtrichtung für das Höhe laufen
Du beherrscht nun den Wasserstart, kannst Richtung Lee downwind losfahren und Geschwindigkeit aufbauen. Um nun gegen den Wind Höhe zu fahren musst du sowohl die Belastung der Boardkante durch Verlagerung des Körperschwerpunktes als auch die Fahrtrichung anpassen.
Kernpunkte für das Höhe laufen auf einen Blick:
- Kite stabil etwa auf 45 Grad fliegen (keine Lenkbewegungen)
- Board gegen den Wind (nach Luv) ankanten
- Verlagerung des Körperschwerpunktes und des Gewichts aufs hintere Bein
- Hinteres Bein leicht anwinkeln und vorderes Bein strecken
- Blick in die gewünschte Fahrtrichtung gegen den Wind
- Oberkörper und Schultern ebenfalls in Blickrichtung ausrichten
Die richtige Körperhaltung beim Höhe laufen erreichst du, indem du das hintere Bein belastest (durch leichtes anwinkeln) und das vordere Bein entlastest (durch Strecken des vorderen Beines). Damit bekommst du automatisch ausreichend Druck auf die hintere Kante deines Kiteboards. Wenn dir das zu Beginn schwer fallen sollte, dann versuche die Zehen des vorderen Beines in die Höhe zu ziehen. Durch diesen einfachen Trick vermeidest du, dass du das Gewicht versehentlich auf das vordere Bein verlagerst.
Ausgehend aus dieser Körperhaltung verlagerst du mehr Gewicht auf die hintere Boardkante und beginnst „anzukanten“ oder „anzuluven“. Erst durch das ankanten wird das Höhe fahren gegen den Wind möglich.
Den Blick richtest du nun in die gewünschte Fahrtrichtung. Zu Beginn kannst du dir auch ein Objekt suchen, das sich upwind von deiner Position befindet und dieses Objekt anfokusieren. Das kann zum Beispiel ein anderer Kiter sein oder ein markantes Objekt an Land. Wichtig ist, dass du wirklich den Blick komplett in die Fahrtrichtung ausrichtest und nicht nur in diese Richtung „schielst“. Denn indem du deinen Kopf drehst, verändert sich auch deine Körperhaltung und vereinfacht das Höhe laufen enorm.
Gleichzeitig mit dem Blick in die Fahrtrichtung, versuche auch deinen Oberkörper in die Fahrtrichtung durch Drehen der Schultern auszurichten. Du kannst zu Beginn auch die vordere Hand von der Bar nehmen und in Richtung der Wasseroberfläche ausstrecken. Damit verstärkst du den Effekt, dass sich dein Oberkörper in Fahrtrichtung dreht noch einmal zusätzlich.
Profi Tipps für ein effektives Höhe laufen
Wenn du die oben beschriebenen Techniken trainierst und richtig umsetzt, wirst du schnell Erfolge erzielen und das Höhe laufen rasch beherrschen. Dennoch kann es immer wieder vorkommen, dass du trotzdem Geschwindigkeit verlierst oder zu schnell wirst. Das kann vor allem dann passieren, wenn der Wind nicht ganz stabil ist. Viele Anfänger, versuchen die Geschwindigkeit dann durch Lenkbewegungen des Kites auszugleichen. Genau das solltest du aber vermeiden. Die bessere Technik ist es, die Geschwindigkeit durch ein gefühlvolles Aufkanten oder Abfallen über die Bordkante zu regulieren. Dabei bedeutet:
Board aufkanten – du stellst das Board stärker gegen den Kite und reduzierst die Geschwindigkeit
Board abfallen lassen – du fährst mit dem Wind, verringerst den Widerstand und beschleunigst deine Fahrt
Kiteriders Tipp: Versuche möglichst frühzeitig das richtige Gefühl für den Kantendruck zu entwickeln. Das kannst du einfach üben, indem du dich abwechselnd leicht abfallen lässt und dann das Gewicht gleich wieder auf die hintere Kiteboardkante verlagerst. Diese Übung verbessert nicht nur dein allgemeines Boardgefühl und deine Fahrsicherheit sondern beschleunigt auch den Lernerfolge beim Höhe laufen enorm.
Fotcredits: Duotone Kiteboarding